Description
R2-D2 auf dem Acker
Agrartechnik. Sie übernehmen das Melken, Säen, Pflegen und Ernten. Wie Roboter
effizient im Agrarsektor eingesetzt werden können, zeigen die Niederlande.
Text: Marte-Marie Diewitz, Den Haag
Wer auf relativ wenig Land, relativ
viel Ernte einfährt, muss etwas
richtig machen – und anders. Ein
Blick in die Niederlande zeigt das, denn
unsere Nachbarn gehören zu den erfolgreichsten
Agrarstaaten weltweit. Trotz der
kleinen Fläche von gerade einmal 41.543
Quadratkilometern und einer Bevölkerungsdichte
von 407 Einwohnern
pro Quadratkilometer
(in Deutschland
sind es 232 Einwohner
pro Quadratkilometer)
ist die Bruttowertschöpfung
pro Hektar etwa
fünfmal so hoch wie
im europäischen Durchschnitt.
Zu erklären ist
dieses Kunststück unter
anderem durch den Einsatz
innovativer Technologien wie Agrarrobotern.
In niederländischen Ställen gehören
die Helfer längst zum Alltag. Dort
erledigen automatisierte Melksysteme zuverlässig
ihre Dienste. Muss der Bauer
doch eingreifen, informiert ihn eine App
über seine Aufgaben. Neuerdings fährt
der erste voll automatisierte Robotertraktor
namens „Greenbot“ über Felder und
Wiesen.
Das erste kommerziell vertriebene
Fahrzeug ohne Kabine und Fahrer wird
von der Dutch Power Company auf den
Markt gebracht. Der Robotertraktor arbeitet
mit Allradantrieb und -lenkung, Komponenten
für die verschiedenen Aufgaben
sowie modernster Software mit GPS-Technologie.
Greenbot übernimmt, einmal
programmiert, Routineaufgaben wie die
Bewässerung von Obstplantagen beliebig
oft. Seine Haupteinsatzgebiete könnten
zukünftig der Anbau von Obst und Gemüse
sein. Aufgrund des großen Einsatzpotenzials
hat die Herstellerfirma den Allrounder
auch schon deutschen Winzern
vorgestellt. Die Niederländer
sind europäischer
Vorreiter bei der Entwicklung
von Agrarrobotern,
insbesondere
für den Einsatz in Gewächshäusern
und in der
Viehhaltung. Seit rund
30 Jahren wird ohne viel
Aufsehens,
aber mit zunehmender
Dynamik an
der Zukunftstechnologie
geforscht. Untersuchungen gehen davon
aus, dass der Bedarf an Agrarrobotern
stark zunehmen wird. Allein bei Melkrobotern
– die Niederländer sind hier Weltmarktführer
– wurde einer Studie zufolge
ein Wachstum von 17 Prozent von 2010 bis
2014 weltweit prognostiziert.
Kein Wunder, dass das politische Interesse
am Thema national und auf Ebene der
Europäischen Union zunimmt, denn die
wachsende Weltbevölkerung erfordert
eine immer produktivere und effizientere
Nahrungsmittelerzeugung. Zudem arbeiten
immer weniger Menschen in der Landwirtschaft.
In den Niederlanden ist ihr
Anteil von 30 Prozent zu Beginn des letzten
Jahrhunderts auf aktuell weniger als
drei Prozent in der Berufsbevölkerung zurückgegangen.
„Roboter sind eine Lösung
für ein Problem, zum Beispiel für knappe
Humanressourcen. Die Technologie kann
aber auch ganz neue Möglichkeiten für
Agrarbetriebe eröffnen“, betont Professor
Eldert van Henten von der Universität Wageningen.
„Ein Beispiel für neue Produktionssysteme
sind Gewächshäuser mit hoher
Kohlendioxidkonzentration. Pflanzen
können in so einer Umgebung schneller
gedeihen – für Menschen ist sie aber ungeeignet“,
so van Henten. Trotz aller Möglichkeiten
sind die technischen Herausforderungen
nicht zu unterschätzen: Wie
unterscheidet ein Roboter eine reife von
einer unreifen Frucht, wie behutsam
muss er mit Beeren oder Setzlingen umgehen?
„Die Technologie, die gefragt ist, hat
weniger mit dem klassischen Maschinenbau
zu tun, sondern mehr mit Elektronik,
Sensoren und intelligenter Software“,
sagt Technologieexperte van Henten.
Doch bis sich die Gesellschaft vollständig
an die Technik im Agrarsektor gewöhnt
habe, brauche es Zeit, meint er. Und Vertrauen:
Denn der Einsatz hochmoderner
Technologien auf dem Acker, in Gewächshäusern
oder Ställen irritiert noch so
manchen Verbraucher.
> Weitere Informationen
Ingeborg Kozel, [email protected]
Allein auf weiter Flur:
Der Robotertraktor Greenbot
erledigt Routineaufgaben
auf dem Feld ohne
menschliche Hilfe
Period | 1 Feb 2015 |
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